Der Eisbär ist zu Hause

Die Geschichte vom Eisbär Umi

Freitag, der 9. Dezember 2016: Im Bus wird es immer leiser, nur noch wenige Fahrgäste sind an Bord und draußen ist es schon dunkel. Thomas Biersky ist kurz vorm Feierabend. An einer der letzten Haltestellen der Linien 252, 253 und 254, die er an diesem Tag fährt, kommen zwei Jungs zu ihm nach vorne: „Hier hinten liegt noch ein Eisbär!“ Sie bringen Thomas Biersky einen Stofftier-Eisbären, bevor sie aussteigen. Der Eisbär sieht etwas ramponiert aus – schmutzig das Fell, am linken oberen Arm fehlt bereits die Füllung. Die Indizien sprechen für sich: Dieser Eisbär wurde geliebt, bespielt und rumgeschleppt! Thomas Biersky ist sich sicher, dass er es hier mit einem Eisbären mit Geschichte zu tun hat. Ihm schwant Fürchterliches, denn er selbst ist Vater eines Sohnes. Als der klein war und seine geliebte Spieluhr verlor, bedeutete das viele schlaflose Nächte im Hause Biersky. Der Eisbär muss zurück ans Kind gebracht werden, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln!

Und so postet Thomas Biersky im Namen des Eisbären Fotos und die bis dahin kurze, gemeinsame Geschichte auf Facebook. Womit er nicht gerechnet hat: Sein Facebook-Beitrag wird zur Lawine! Unglaublich viele Menschen teilen die Eisbären-Geschichte, um bei der Suche des Eisbären-Besitzers zu helfen. Bereits am Montag meldet sich Radio Emscher Lippe. Auch der Radiosender hat Thomas Bierskys Suchanzeige aufgegriffen und online gestellt. 90.000 Facebook-Nutzer haben sich diesen Aufruf angeschaut, mehr als 2.000 sogar geteilt. Diese Zahlen sind auch bei dem Radiosender nicht alltäglich, ein erster Pressetermin im Betriebshof Bottrop wird vereinbart.

Eisbär und Thomas Biersky werden ein unzertrennliches Team. Überall nimmt er den Eisbären mit hin: In seiner Fahrradtasche auf dem Weg zur Arbeit, während des Dienstes im Bus und in die volle Fahrzeughalle zum Fotoshooting. Sogar ein eigenes Sofa hat der Eisbär mittlerweile zu Hause, und das Fleischwurstbrötchen in der Pause auf‘m Bock wird kameradschaftlich geteilt. Alle diese Erlebnisse dokumentiert Thomas Biersky und teilt sie mit der Öffentlichkeit. Der Bekanntheitsgrad von Bär und Biersky steigt immer weiter an.

Trotzdem findet sich der Eisbären-Besitzer nicht. Am Mittwoch meldet sich obendrein noch die WAZ. In der Zeitung erscheint tags drauf ein Artikel über die Geschichte des Eisbären, und dieser Artikel bringt die entscheidende Wendung. Nachdem die Hoffnung nach fast einer Woche intensiven Suchens merklich geschrumpft ist, dass sich der Eisbären-Besitzer zu erkennen gibt, meldet sich eine Dame bei der WAZ in Gladbeck. Die Dame heißt Frau Becher und ist Grundschullehrerin an der Wilhelmsschule in Gladbeck. Der Eisbär gehört ihr, und das bereits seit 16 Jahren! Jeden Freitag begleitet der Eisbär, der den Namen Umi trägt, ein anderes Schulkind über’s Wochenende nach Hause. Im Moment ist Umi das Klassenmaskottchen der Klasse 1 a. Das letzte „Freitagskind“ brachte den Bären am Montag nicht wieder mit zurück, aber bis Donnerstag wusste Frau Becher noch nicht offiziell, dass Umi verloren gegangen war. Umso größer die Überraschung, als sich eine Mama meldet, dass der Eisbär Umi binnen einer Woche berühmt geworden ist!

Wieder Freitag, eine Woche später. Die ganze Geschichte nimmt endlich ein glückliches Ende im Klassenraum der 1 a. Wortgewaltig bringt Thomas Biersky Umi wieder zurück zu den Kindern: „Möchtet Ihr mal hören, wie Umi zu mir kam und was er alles erlebt hat mit mir?“ Natürlich möchten die Kinder das, alle Kinderaugen und -ohren hängen an Thomas Biersky! Und der beginnt zu erzählen und strahlt dabei selbst.

Mitschnitt Radio Emscher Lippe hier zum Anhören!

Ein ganz riesengroßes Dankeschön geht an Thomas Biersky, der viel Herzblut und Engagement in die Suche nach dem Eisbären-Besitzer gesteckt hat und diesen nach einer Woche Kameradschaft trotzdem wieder „rausrückte“. Damit hat Thomas Biersky nicht nur ein Kind vor Weihnachten glücklich gemacht, sondern ganz viele Kinder plus Klassenlehrerin!

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