Auf ganzer Linie

Kunst auf Rädern

Die kunstschaffenden Jugendlichen sowie die Kulturdezernenten Linda Wagner und Willi Loeven.

Was Gladbeck und Bottrop verbindet? – Der Schnellbus 91 und die Linie 259. Dachten sich zwölf Jugendliche aus beiden Städten und setzten die Haltestellen der Linie fotografisch in Szene. Die Vestische gab der Kunst einen Raum und fährt die Kunst durch den Raum.

Beschäftigt sich die Vestische im Alltagsgeschäft mit ihren Haltestellen, hat das meist bedauerlicher Gründe: weil Vandalen ihre Wut daran ausgelassen oder Menschenfeinde welcher politischen Couleur auch immer ihre Parolen darauf geschmiert haben. Dass aber junge Menschen die Wartehäuschen als Inspirationsquelle und Rahmen eines kreativen Schaffensprozesses nutzen, freute den kommunalen Verkehrsbetrieb besonders. Weshalb er „Auf ganzer Linie“, das Fotoprojekt der Jugendkunstschule Gladbeck und der Kulturwerkstatt Bottrop, gerne unterstützt.

Die Leiterinnen der Kulturwerkstatt und der Jugendkunstschule, Delia Luscher und Sibylle Assmann.

Zum 100. Geburtstag der Nachbarkommunen begegneten sich die jungen Menschen über die Stadtgrenzen hinweg und fragten sich, was ihre Heimatorte verbindet: „Der SB 91 und die 259“, lautete ein erster Witz. Aus ihm entwickelte sich eine ernsthafte künstlerische Auseinandersetzung mit beiden Buslinien und deren Haltestellen. Die Leiterinnen der Jugendkunstschule und der Kulturwerkstatt, Sibylle Assmann und Delia Luscher, animierten die Mädchen und Jungen zu assoziieren, recherchieren, Ideen zu entwickeln, die Haltepunkte zu inszenieren, zu verfremden, zu bespielen. So entsprang beispielsweise der „Hornstraße“ ein Einhorn, der „Marie-Theresien-Straße“ opulente Barockkleider oder eine rockende Band an der „Rockwool“.
Zur Vernissage von „Auf ganzer Linie“ zeigten sich die Kulturdezernenten aus Gladbeck und Bottrop, Linda Wagner und Willi Loeven, beeindruckt vom professionellen Ansatz der Jugendlichen und vom außergewöhnlichen Ausstellungsraum. Die Premieren auf dem Eigener Markt in Bottrop und vor dem Gladbecker Rathaus fanden nämlich in einem Bus der Vestischen statt und lockten so immer wieder neugierige Bürger zu den Bildern.

Der Bus als Kunstraum.

Außerdem ist jedes Foto an der jeweiligen Haltestelle ausgestellt, und die Gesamtschau aller Kunstwerke strahlt großflächig von der Außenseite des Busses. Während die Ausstellung nach den Sommerferien in der „jungen Galerie“ Bottrop und im November in der Gladbecker Stadtbücherei gastiert, erzielen die Bilder also eine ungewöhnlich große Reichweite. Der Bus trägt sie durch das Gebiet der Nachbarstädte bis an die Grenzen Essens, Gelsenkirchens und Oberhausens. So bewegt die Vestische die Kunst durch den Raum und bleibt auch im übertragenen Sinn dem treu, was sie ausmacht: Sie bewegt Menschen.