„Wir waren immer da, und wir sind immer da“

„Wir waren immer da, und wir sind immer da“

Vom Lockdown in die ersten Lockerungsübungen. Im Interview erklärt Martin Schmidt, Geschäftsführer der Vestischen, warum die Busse der Vestischen durch die Coronakrise hindurch eine Konstante im alltäglichen Leben sind.

Martin Schmidt, bedeutet Corona das Ende des Busfahrens, wie wir es kennen und schätzen gelernt haben?

Wir erleben ja glücklicherweise zunehmend gesellschaftliche Lockerungsübungen. Der Würgegriff des Virus ist aber noch zu spüren, und Corona könnte wieder fester zudrücken. Es wird noch lange dauern, bis wir einen Impfstoff bekommen. Trotzdem bin ich guter Dinge, dass sich die Lage wieder normalisieren wird. Zurzeit arbeiten wir mit Hochdruck daran, seitliche Schutzscheiben im Bus am Fahrerarbeitsplatz zu installieren. Schließlich möchten wir den Vordereinstieg wieder öffnen und Kundinnen und Kunden dadurch die Möglichkeit bieten, wieder Tickets im Bus zu kaufen und mit den Fahrerinnen und Fahrern vertrauenswürdige Ansprechpartner zu haben. Allerdings ist das Thema aus baulichen und sicherheitsrelevanten Gründen sehr kompliziert und wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Wir lesen oft von der „neuen Normalität“, an die wir uns gewöhnen müssen. Maskenpflicht im ÖPNV inklusive …

Massentransportmittel und Corona – das verträgt sich nicht gut. Deshalb hat die Vestische die Maskenpflicht schon vor ihrer Einführung befürwortet. Damit hat unser Unternehmen auch ein Stück weit zum gesellschaftlichen Gewöhnungseffekt beigetragen. Die Maske bedeutet auch ein Stück Kulturwandel und findet nun mehr Akzeptanz im Alltag. Wie sich herausgestellt hat, reduziert sie das Infektionsrisiko deutlich. Nicht zuletzt aus diesem Grund kommt der Mund-Nasen-Schutz in unserer neuen Kommunikation viel positiver rüber – mit sympathischen Emojis, die zum Beispiel sagen: „Mach’s wie Zorro. Fahr mit Maske.“


Helfen solche Erkenntnisse über den Erfolg der Maskenpflicht, das Vertrauen in den ÖPNV zurückzugewinnen?

Natürlich. Aber wir werden unsere Kundinnen und Kunden weiterhin kontinuierlich von unserem verlässlichen Angebot überzeugen und viele zurückgewinnen müssen.

Überzeugen Sie mal.

Die Maske macht das Busfahren sicherer, das habe ich bereits erwähnt. Wir säubern täglich jedes Fahrzeug, das an unseren Standorten in Herten und Bottrop in den Betriebshof kommt. Dies geschieht ohnehin mit einer Seifenlösung, und eine solche zerstört das Virus. Viel wichtiger ist: Wir haben unser Angebot nur eine kurze Zeit auf den Samstagsfahrplan zurückgeschraubt. Bereits im April hat die Vestische zuerst wieder für die Berufspendler in den frühen Morgenstunden aufgestockt und ist dann schnell wieder zum Regelbetrieb zurückgekehrt – vollständiger, regulärer Schülerverkehr mit Einsatzwagen inklusive. Damit haben wir unseren Fahrgästen die größtmögliche Buskapazität zur Verfügung gestellt, um sich in den Wagen verteilen zu können. Wir waren da, und wir sind immer da.

Spiegelt sich in diesem Satz die Systemrelevanz des ÖPNV?

Sicherlich. Die Vestische hat durch alle Phasen der Coronakrise die Mobilität in der Region aufrechterhalten. Insbesondere in der Krise muss so mancher zurückstecken, können wir es nie allen rechtmachen. Aber bei mancher Kritik und manchem Unmut über die unbestritten notwendigen Maßnahmen, wie die Absperrung des Fahrerarbeitsplatzes oder die zeitweise Reduzierung des Angebots, sollte man beispielsweise nicht vergessen: Wer hat die Krankenschwester und den Pfleger in die Hospitäler und die Seniorenheime gebracht? Wer hat die Erzieherinnen und Pädagogen zur Notbetreuung in die Kindertagesstätten gefahren? Oder die Kassiererinnen und andere Mitarbeiter in die Supermärkte? Wir von der Vestischen.

Der Bus gehört also schlichtweg zum Alltag?

Ja, und das merken wir nun, da der Alltag wieder gewohntere Formen annimmt. Die Menschen können wieder zum Friseur, zum Shopping, ins Freibad oder in den Biergarten. Und die Vestische fährt sie hin und wieder zurück. Deshalb kommunizieren wir im Sommer unter dem #FahrMit, und deshalb werden wir in den Ferien mit ein paar kleinen Aktionen bei unseren Kundinnen und Kunden auftauchen. Weil wir mit unseren Bussen zum alltäglichen Leben gehören.