Wenn die Höflichkeit auf der Strecke bleibt

Wenn die Höflichkeit auf der Strecke bleibt

Die Corona-Krise hat alles verändert – auch die Arbeit der Fahrer*innen und des Prüfpersonals der Vestischen. Ein Erfahrungsbericht.

„Hast du Schwachkopf nichts Besseres zu tun?“ Sätze wie diesen hört Mohamed Dahchour fast bei jedem Einsatz. Der 48-Jährige kontrolliert als Teil der Präventionsteams im Auftrag der Vestischen in den Bussen die Tickets der Fahrgäste – und in Corona-Zeiten auch die Einhaltung der Maskenpflicht.

Reizbar und verängstigt

„Die Stimmung hat sich extrem verändert“, erzählt Dahchour. Die Menschen seien leichter reizbar, vielleicht auch ein wenig verängstigt. Michael Bahr kann des bestätigen. Der Kundenberater der Vestischen ist ein freundlicher Mensch. Deshalb möchte er die Beleidigungen, die er bei seinen Kontrolleinsätzen in den vergangenen Wochen ertragen musste, nicht zitieren. Nur so viel: „Die Höflichkeit ist auf der Strecke geblieben – und das leider quer durch alle Altersgruppen.“

Zu Diskussionen komme es nicht nur wegen der Maskenpflicht, sondern sehr oft auch mit Fahrgästen ohne gültiges Ticket. „In Corona-Zeiten brauche ich doch keine Karte“, hört Bahr dann. Ob Irrglaube oder plumpe Ausrede, das Bußgeld von 60 Euro wird so oder so fällig.

Einsatzbesprechung: Vor der Abfahrt stimmen sich die Präventionsteams ab.

Noch teurer ist es, wenn Fahrgäste im Bus, am ZOB oder der Haltestelle keine Maske anlegen oder sie falsch tragen: 150 Euro. „Das tut richtig weh – und das ist gut so“, betont Dahchour. Schließlich sei ein Mund- und Nasenschutz ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein und Vernunft. „Und was ist schlimm daran, für 20 oder 30 Minuten im Bus eine Maske zu benutzen?“, fragt die erfahrene Fachkraft für Sicherheit. „Wir tragen sie bei unseren Einsätzen acht Stunden am Stück.“

Manche Fahrgäste musste er zwei- oder dreimal ermahnen: „Sie drehten uns den Rücken zu und glaubten, wir würden nicht mitbekommen, dass sie die Maske wieder runterziehen.“ Deshalb ist er froh, dass bei seinen Einsätzen und den Schwerpunktkontrollen mit dem Ordnungsamt und der Polizei mittlerweile rigoroser durchgegriffen wird. Es gilt: Jeder ohne korrekt sitzende Maske zahlt.

Motivierende Dankbarkeit

Aber die Mitarbeiter*innen der Vestischen erleben auch viel Dankbarkeit. So wie Fahrerin Marina Wolf. Seitdem in den ersten Bussen, die mit Schutzscheiben am Arbeitsplatz der Fahrer*innen nachgerüstet worden sind, der Vordereinstieg öffnete, hat sie wieder direkten Kontakt zu den Fahrgästen – und nicht nur einmal gehört: „Schön, dass sie da sind.“ Worte, die Wolf und ihre Kolleg*innen motivieren.

Auch Michael Bahr und Mohamed Dahchour berichten von positiven Reaktionen, zuletzt auch auffällig oft von jungen Menschen. „Sie freuen sich, wenn wir in den Bus kommen“, erzählt Bahr. „Weil sie wissen, dass wir sie schützen wollen.“ Beide haben bereits Situationen erlebt, in denen Maskenverweigerer von anderen Fahrgästen erfolgreich ermahnt worden sind. „Aber die Hemmschwelle ist verständlicherweise hoch“, sagt Dahchour. „Deshalb ist das vor allem unser Job.“

Einer, den der Dortmunder genau wie Michael Bahr und Marina Wolf übrigens sehr gerne macht. Wünschen würden sich alle drei mehr Verständnis. „Wir sind nur Menschen, die ihre Arbeit vernünftig erledigen wollen“, betont Dahchour. „Und auch wir sorgen uns um unsere Gesundheit und die unserer Familien. Deshalb müssen wir aufeinander achten.“